Die porzellanbiennale/meissen 2022 – ist gestartet
Porzellanbiennale 2022
Mein Redebeitrag zur Porzellanbiennale 2022
Ich kann mich noch gut erinnern, als mein Kollege Andreas Ehret und ich, Herrn Michel – den Schlossleiter der Albrechtsburg Meissen – in einem nahegelegenen Biergarten trafen. In der Albrechtsburg schien es damals dafür noch zu heiß.
Wir hievten die Idee einer internationalen Porzellanbiennale auf den Tisch. Heute nach 9 Jahren hieven wir gemeinsam Versandkisten mit Porzellan aus der ganzen Welt in das ehemalige Farblabor, der damals noch hier ansäßigen königlichen Porzellanmanufaktur.
Staub wurde von Objektträgern gewischt. Die Vision begann Füße zu bekommen. Die ersten Schritte waren 2016 erstaunlicher Weise schnell gesetzt. Gut, wir hatten als Künstlergruppe und Verein auch ein klar definiertes Ziel und konnten alle Beteiligten mitreißen.
Ein Schaufenster für moderne Porzellankunst sollte geschaffen werden. Hier am ersten Produktionsstandort des weißen Goldes. Gemeinsam mit der Albrechtsburg Meissen haben wir es folglich geschafft.
Was verstehen wir eigentlich unter Porzellan?
Die reine Tradition – oder ist es das Verlangen nach Nippes? Sind es die geformten Tassen und Teller aus dem bildsamen Material? Ist es die reine Farbe Weiß? Ist es beispielsweise der Glanz? … oder ist es der Besitz eines kostbaren Gegenstandes?
Porzellan?
Ein sächsisches Kulturgut? Erfunden in China. In Europa weckte es Begehrlichkeiten. In Sachsen formte man es nach. Man schütze das weiße Geheimnis – hier an diesem Ort – man experimentierte, suchte und produzierte – dann war es doch irgendwie passiert, das arcanum wanderte um die Welt. Inzwischen ist es im Alltag verfügbar, das Porzellan. Teller, Tassen, Technisches.
Aber das ist nicht unser Porzellan. Wir Künstler lieben das Material weil es uns – als Projektionsfläche dient, es übermittelt geistige Haltung, es regt an zu kommunizieren – mit sich selbst, als Betrachter und mit Anderen. Wer sich an die Biennale 2018 erinnert, konnte dies beispielsweise mit einer Installation flüsternder Porzellanflaschen erleben.
Wir Künstler können es Formen, Drehen, Walzen, …
… Schneiden, Gießen, inzwischen Drucken, Einfärben, Bemalen, mit Relief versehen oder wir können es zerstören. Wir können es mit anderen Materialen kombinieren. Man kann es brennen. Wir können das Material hängen, legen sogar schwimmen lassen. Künstler füllen das Material mit Inhalten. Wir beseelen das Material!
Heute, 2022 sind 25 Künstler hier in die Porzellan- und Weinstadt Meißen eingeladen sich dem fachkundigen Publikum zu- oder vorzustellen. 25 Handschriften, 25 Ansichten und 25 Meinungen in Porzellan werden auf 400 m2 Ausstellungsfläche gezeigt.
5 Räume fassen 11 Nationen. Künstler aus Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Litauen, Polen, Rumänien, Russland, Schweiz, Serbien, Spanien, den USA und aus Deutschland sind im Erdgeschoß der Burg vertreten. 100 Künstler hatten sich beworben und eine 5 köpfige Jury musste wählen.
Glauben sie mir, dies ist keine leichte Aufgabe und sicher auch nicht immer gerecht im Auge der abgelehnten Künstlerin oder des abgelehnten Künstlers. Ein Dank an die Jury.
Die Designwissenschaftlerin und Mitkuratorin Claudia Zachow, der Museologe Falk Dießner und ich ordneten danach die Werke, rückten, schoben und verwarfen. Die Handwerker der Burg mussten dann bohren oder schrauben … nun steht alles an seinem Platze. Dank auch dafür.
Porzellane in Weiß, eingefärbt mit Oxiden, …
… mit Kobaltblau dekoriert, mit besonderen Glasuren überzogen, dünn- und dickwandig, skurril, durchscheinend und sehr zerbrechlich und sogar gedruckt … Porzellane als Objekt, Skulptur und Installation sind nun nebeneinander zu finden. Eine Bandbreite die, ich behaupte, nur einen kleinen, jedoch feinen Ausschnitt der Gestaltungsmöglichkeit mit dem Material aufzeigt.
Lassen Sie sich nun gleich in der Sonderausstellungsfläche im Erdgeschoß davon überzeugen. Lassen Sie sich mitreißen von 25 Künstlern, dem Lesen von Nachrichten in und auf Porzellan oder dem eigenen Staunen über Machbares.
Begegnen Sie dem Material, begegnen Sie den anwesenden Künstlern, kommen Sie ins Gespräch miteinander … und untereinander.
Ich sage nun auch Dank an unsere Schirmherrin, der Ministerin für Kultur und Tourismus Frau Barbara Klepsch, dem Schlossleiter Herrn Michel und bitte sie, gemeinsam nun wieder eine interessante und sehenswerte Ausstellung, die 3. internationale Porzellanbiennale, hier in der Burg zu Meißen, mit mir – mit uns, zu eröffnen.
Herzlich Willkommen im Reich der Kunst! Im Reich des bildsamen Materials Porzellan! In diesem Sinne, auf zur Albrechtsburg Meissen.